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Germania verliert gegen Frahn

Einziger Aufreger während des Spiels: Chemnitzer Fans erwiesen sich als Freunde der Pyrotechnik.
Einziger Aufreger während des Spiels: Chemnitzer Fans erwiesen sich als Freunde der Pyrotechnik.

Von Bernd Waldow

Chemnitz dieser Tage – kein leichtes Pflaster: Gewalt, Demonstrationen, Proteste. 

Es gab einige Bedenken im Vorfekld der RL-Partie, ob denn die Bühne Fußball nicht evtl. für ein Politikum genutzt wird, immerhin hatten sich einige hundert Schlachtenbummler aus Chemnitz angekündigt.  Die gute Nachricht vorweg: Die CFC-Fans, es kamen rund zwei Drittel der angesagten 600, blieben über die gesamte Zeit ihres Aufenthaltes hier stimmungsfroh, friedlich und unterstützten vorbildlich ihr Team über die volle Distanz. Einzige Ausnahme: Unmittelbar vor Anpfiff wurden im CFC-Block zwei Rauchbomben gezündet.

Danach stand Fußball im Fokus. Der Tabellenführer fand früh in die Spur und hatte den besseren Beginn gegen HBS, das anfangs mit viel Respekt zu Werke ging. Folgerichtig die frühe Führung des CFC, als Tobias Müller ziemlich frei stehend im Sechzehner bedient wurde und handlungsschnell aus zwölf Metern links unten vollstreckte. 

Anschließend aber schienen die Halberstädter von der Angst eines Rückstandes befreit, spielten plötzlich schnörkellos, zügig und kombinierten mutig nach vorn. Der CFC schien davon sichtlich überrascht und hatte kein Gegenmittel zur Hand. Zwar blieben die Angriffe des Tabellenführers gefährlich, doch der VfB Germania übernahm mehr und mehr das Heft des Handelns. Zudem bereicherte Neuzugang Denis Jäpel deutlich das Offensivspiel. Ihm wäre beinahe der schnelle Ausgleich gelungen, als er, von Kay Michel angespielt im Strafraum, sofort abschloss (20.) und Jakobov gerade noch die Hand hoch bekam, um den Ball so abzufälschen, dass er um Haaresbreite neben dem Tor landete. Zuvor wurde Jäpel bereits unsanft im Strafraum gebremst, was den Schiedsrichter aber nicht zum Elfmeterpfiff veranlasste (8.). Anders nach knapp einer halben Stunde. Erneut drang Jäpel links in den Strafraum ein und legte den Ball an Hoheneder vorbei, der das Bein stehen ließ und den Neu-Halberstädter zu Fall brachte. Den fälligen Strafstoß nutzte Kapitän Benjamin Boltze zum verdienten Ausgleich (29.), verlud Jakubov und jagte das Spielgerät links in die Maschen. Halberstadt nun mit breiter Brust, machte das Spiel. Als sich Jäpel zehn Minuten vor der Pause selbst belohnte und gedankenschnell ein Missverständnis in der CFC-Abwehr ausnutzte, den Ball im Sechzehner übernahm und eiskalt links am verdutzten Jakubov vorbei versenkte (36.), war die Führung für die Hausherren durchaus verdient, Chemnitz hatte den Spielfluss völlig verloren. 

Kurz vor der Pause hatte Lucas Surek zweimal Pech, als er mit anspruchsvollen Versuchen jeweils knapp rechts am Kasten vorbei schoss. Pech hatte der VfB Germania außerdem wieder einmal mit dem Schiedsrichter. In einer, gemessen an der hohen Intensität der Begegnung, insgesamt sehr fairen Partie, verteilte er ziemlich einseitig nach Belieben gelbe Karten, vornehmlich gegen die Halberstädter, als hätte er Angst, bei Chemnitz in Ungnade zu fallen, oder wie es Max Dentz später nannte, „wie Lollybälle an kleine Kinder“, Hauptsache jeder bekommt einen...

Halberstadt jedenfalls brachte die Führung sicher in die Pause und schickte sich an, auch im zweiten Durchgang, jetzt bei strömendem Regen, mehr als ein Sparringspartner für den CFC zu sein. In einer inzwischen völlig ausgeglichenen Begegnung brauchte Chemnitz einen Standard, um wieder zu treffen.

Der erfahrene Daniel Frahn spekulierte darauf, dass die Mauer hoch springen würde und hatte Glück. Sein Schuss aus 25 Metern flach unter der Mauer durch, schlug unten links ein.

Es ging in der Folge munter hin und her, doch es nahte der Knackpunkt der Partie.

Schiedsrichter  Prager ahndete einen harmlosen Zweikampf mit der gelben Karte gegen Tino Schulze, der bereits vorher Gelb gesehen hatte, und schickte ihn mit Gelb-Rot vom Platz (69.). Nur zwei Minuten später grätschte Tobias Müller den frei auf der Außenbahn durchlaufenden Denis Jäpel von hinten weg, sah aber ebenfalls nur Gelb (71.). Eine unverhältnismäßige Bewertung etwa zwanzig Minuten vor Schluss. Dennoch, die numerische Unterzahl war optisch kaum auf dem Platz wahrnehmbar. Der VfB Germania lief die Lücken zu und war auch in der Folge dem Ligakrösus ebenbürtig. Ausgerechnet Routinier Benjamin Boltze unterlief zehn Minuten vor Ende ein folgenschwerer Fehler. Mit einer Finte düpierte er zunächst einen Chemnitzer, wollte dann auf Sicherheit gehen und einen „No-Look-Pass“ zurück zum eigenen Torwart spielen. Doch der erfahrene Frahn ahnte dieses, konnte locker den Ball übernehmen und alleine auf Till Brinkmann zuzusteuern, tunnelte ihn dann zur CFC-Führung (81.). Doch die Hausherren gaben sich auch in Unterzahl nicht auf, leisteten erbitterten Widerstand und kämpften herausragend um den Ausgleich. Toll unterstützt von den eigenen Fans, übrigens. Doch sie wurden einmal mehr bestraft. Chemnitz setzte einen blitzsauberen Konter in Überzahl,  Garcia legte final an Brinkmann vorbei nochmal quer auf Frahn, der zum Hattrick ins leere Tor einnetzen durfte.

Dann war Feierabend, VfB G-Trainer Max Dentz, gepackt von Emotionen, rannte sofort auf den Platz, um seine traurigen Helden aufzubauen, ihnen Trost und Lob zu spenden.

Rund eine halbe Stunde später folgte die Pressekonferenz mit beiden Trainern. Im Umfeld war auch jetzt noch alles ruhig, die befürchteten Szenarien zum Glück ausgeblieben.

Durchatmen, den Statements der Trainer lauschen und auf Wiedersehen, so der Plan. 

Doch es kam anders: Wie in Halberstadt üblich, wurde auch der Gästetrainer mit höflichem Applaus empfangen, gab sachlich seine Einschätzung ab, sprach von zunächst pomadigen und überheblichen CFC-Spielern, die zurecht in Rückstand gerieten, aber am Ende ihr Ziel vor Augen und erreicht hätten. So weit, so sachlich, so gut. Dann Maximilian Dentz, Coach des VfB Germania: „Bevor ich zur Spielanalyse komme, möchte ich dem CFC gratulieren und mich bei meinem Trainerkollegen entschuldigen, dass ich als erstes zu meiner Mannschaft gerannt bin, ohne vorher dem Trainer die Hand geschüttelt zu haben. Ich war emotional aufgewühlt und hielt das im Moment für wichtiger. Das war nicht respektlos gemeint, sondern den Emotionen geschuldet. Sollte das anders angekommen sein, bitte ich ganz offiziell dafür um Entschuldigung. Wie unsere junge Mannschaft, lerne auch ich täglich dazu. Respekt gegenüber dem anderen gehört aber schon immer zu meinen Grundeigenschaften...“

CFC-Trainer David Bergner stand daraufhin von seinem Platz auf, jeder im Saal glaubte, er würde nun Max Dentz die Hand reichen, doch er verließ grußlos und wutschnaubend den Veranstaltungsort. Pfiffe, Buh-Rufe und Wortschöpfungen, die hier zu zitieren sich verbietet, begleiteten den peinlichen Abgang. Es war schwer, wieder Ruhe herzustellen, es gelang aber am Ende doch, denn es gab noch einige Informationen und ein reguläres Ende einer Pressekonferenz mit einem ungeahnten Eklat zu verkünden...

 

Vorschau: 

Aufgrund der noch nicht vollzogenen Auslosung für die Nordbereiche des FSA, findet nicht, wie im Rahmenterminplan angesetzt, von 7. bis 9. September die zweite Pokalrunde für den VfB Germania statt. 

Kurzfristig wurde das freie Wochenende mit einem Freundschaftsspiel gefüllt:

Am Freitag, 7. September 2018, Anstoß 19.30 Uhr im Friedensstadion, empfängt der 

VfB Germania Halberstadt den FC Carl-Zeiss Jena II

In der Regionalliga reist der VfB Germania am Mittwoch, den 12. September 2018, zum Berliner AK. Anstoß im Poststadion soll um 17.30 Uhr sein.

Das nächste Heimspiel in der Regionalliga dann am Sonntag, 16. September 2018.

Der VfB Germania empfängt dann den FSV Budissa Bautzen. Anstoß 13.30 Uhr