Gegentore statt Gegenwehr führen zur Niederlage
NOFV-OL Süd: VfB Krieschow – VfB Germania Halberstadt 4:2 (4:0)
(von Bernd Waldow)
Als Manuel Rost nach gut einer halben Stunde genug gesehen hatte und seine Startelf auf drei Positionen korrigierte, begann für seinen VfB Germania eigentlich erst das Fußballspiel. Das Problem: Fabian Guderitz hatte bis zu den drei Auswechslungen schon viermal (!) hinter sich greifen müssen. Dabei sah es nach dem Anpfiff für sein Team gar nicht so schlecht aus, beispielsweise als Valentin Masuth die Kugel stark an der Außenlinie behauptete (8.), Joel Klaschka bediente, der dann vor der Box gefoult wurde und der Freistoß von Edhem Hujdurovic knapp hinter der Latte ans Außennetz segelte. Danach allerdings totaler Leerlauf der Gäste. Ein einziger Pass in die Tiefe, Patrick Baudis zu langsam gegen Miguel Pereira Rodrigues (9.), der technisch astrein über den heraus stürzenden Fabian Guderitz hinweg zum 1:0 traf. Der VfB Germania praktisch ohne ernste Gegenwehr. Bälle wurden schnell verloren, die Mannschaftsteile wirkten untereinander wie Fremdkörper, weil die Abstände überhaupt nicht passten, keine Spielharmonie entstehen konnte. Dann eine Beinahe-Blaupause zum 1:0, als Baudis wegrutschte (19.) und so Jannis Fuchs uneinholbar allein auf Guderitz zusteuerte und per Flachschuss auf 2:0 stellte. Dass dann Toby Michalski (30.) praktisch ungestört durch den gut besuchten Halberstädter Strafraum spazieren und ungehindert aus spitzem Winkel hoch ins kurze Eck (30.) auch noch den dritten Treffer für die Gastgeber erzielen konnte, brachte den Halberstädter Coach endgültig in Rage und zu einer rigorosen Reaktion. Die komplette Mittelachse mit Baudis, Hujdurovic und auch Kapitän Grzega sollte nun bereits vor der Pause gegen Berkay-Osman Altin, Denis Vukancic und Jano Conrad ausgetauscht werden. Die Protagonisten standen bereit, als Krieschow noch einen Freistoß ausführte (39.), den Philipp Knechtel ungestört per Kopf zum 4:0 ins Eck wuchten durfte. Danach der Dreifach-Wechsel, der sofort eine Reaktion auf dem Platz erkennbar werden ließ. Plötzlich war Struktur im Halberstädter Spiel, stimmte die Körpersprache und auch längere Ballbesitzphasen gab es nun, weil inzwischen die Abstände zwischen den Reihen ebenfalls passten. Bis zur Pause blieb es dennoch beim 4:0, das Manuel Rost zur einer nur kurzen, aber sehr deutlichen Halbzeitansprache veranlasste.
So klar die erste Halbzeit an Krieschow gegangen war, so klar beherrschte jetzt der VfB Germania weite Teile des Spiels. Da waren sie plötzlich, die Spielfreude, der Wille, die Bereitschaft, trotz hoher Temperaturen etwas zu liefern. Über mehrere Stationen lief das Bällchen sehenswert (48.), ehe Jano Conrad aus 16 Metern abzog und nur hauchdünn am rechten Dreieck vorbei zielte. In aussichtsreicher Position wurde dann Nick Poser etwa einen Meter vor dem Strafraum hörbar getroffen und zu Fall gebracht (60.), eine Aktion, die Schiedsrichter Lucas Leihkauf falsch bewertete, er verhängte „Gelb“ gegen den Halberstädter Stürmer... Doch der VfB Germania ließ sich jetzt nicht mehr beirren. Nächste Aktion: Ein Eckball von Pascal Hackethal (63.), den Silvio Rust entschlossen unter vollem Körpereinsatz zum 4:1 in die Maschen drückte. Nur drei Zeigerumdrehungen später war es „Hacke“ selbst, der zwei Gegenspieler düpierte, einen Haken schlug und aus 18 Metern einen Flachschuss zündete, der an den linken Pfosten knallte. Nach ähnlichem Muster zielte Poser knapp zu hoch (71.), fesselte der VfB Germania jetzt aber den VfB Krieschow in der eigenen Hälfte. Nach einer weiteren guten Kombination über mehrere Stationen, war es Vukancic, der satt aus 16 Metern abzog (82.), ein Geschoss, das Sebastian Mellack im Krieschower Kasten nur abklatschen konnte. Darauf hatte Joel Klaschka spekuliert und staubte ab zum 4:2 (82.). Der Gastgeber in der zweiten Hälfte mit nur einmal ernsthafter Gefahr, als Fabian Guderitz sich lang machen musste und aus der unteren Ecke einen Schuss von Leo Felgenträger (85.) stark zur Ecke lenken konnte. Auf der anderen Seite hatte Berkay-Osman Altin Pech, dass seine sehenswerte Direktabnahme in der Nachspielzeit am Tor vorbei rauschte.
Alles in allem ein starker Auftritt der Mannschaft, die nach Minute 40 auf dem Platz stand.
Darunter mit Silvio Rust und Fabian Guderitz zwei gestandene „Eigengewächse“, sowie mit Felix Genschmar (Startelf), Jano Conrad und Nick Sauer drei junge Talente aus dem eigenen Nachwuchs, die ihre Sache ausnahmslos sehr ordentlich erledigten. Das gibt Hoffnung und verleiht dem Spiel zumindest noch eine etwas versöhnliche Note.